SAP S/4HANA fußt auf der HANA-Datenbank, die sich – anders als die ausschließlich zeilenbasierten Datenbanken bei R/3 oder ECC – auch an Spalten orientiert. Die In-Memory-Datenbank (Nutzung des Arbeitsspeichers als Datenspeicher) greift sowohl spalten- als auch zeilenorientiert auf die Daten zu. Spaltenorientierte Datenbanken lassen sich schneller auslesen und eignen sich daher besser für die Analyse großer Datensätze. SAP S/4HANA wird daher auch als Echtzeit-ERP-System bezeichnet.
Auch das Lizenzierungsmodell hat sich verändert: Statt die Lizenzen nach der Anzahl der Nutzer zu berechnen, orientiert sich die Lizenzierung seit einiger Zeit nun an den genutzten Ressourcen (Digital Access Adoption Program). Das neue Modell unterscheidet zwischen direktem (Human Access) und indirektem Anwenderzugriff (Digital Access).
Ein weiterer Unterschied zwischen SAP ECC und SAP S/4HANA: Die Grundfunktionen (z. B. Finance, Manufacturing oder Supply Chain) werden bei SAP S/4HANA nicht mehr als „Module“, sondern als „Lines of Business“ (LoB) bezeichnet. Bestimmte Kernfunktionalitäten der jeweiligen LoBs sind jeweils – sozusagen als Basisausstattung – bereits integriert; weitere Funktionen erfordern eine zusätzliche Lizenz bzw. sogar eine zusätzliche Installation und Lizenz.
Auch äußerlich macht „S/4“ einen Unterschied: Die Benutzeroberfläche SAP Fiori ähnelt herkömmlichen Apps für Verbraucher. Vor allem funktioniert sie rollenbasiert (der Wechsel zwischen verschiedenen Bildschirmen entfällt u. a.) und zudem für verschiedene Endgeräte wie Smartphones oder Tablets („Any Device“).
Mit SAP Fiori vereinfacht SAP die Nutzung erheblich. Erfahrene Anwender sind in der Lage, das System nahezu ohne vorherige Schulung zu bedienen.
Einfachheit (das „S“ in SAP S/4HANA steht für „Simple“) ist aber auch sonst Programm: Weil ERP-Systeme mit der Zeit einem natürlichen Wachstum unterliegen (etwa durch die Ergänzungen neuer Anwendungen), nimmt ihre Komplexität zu.
Das bedeutet aber auch, dass häufig gleich mehrere analoge Funktionen für gleichartige Anforderungen bestehen – man könnte auch sagen, bestimmte Anforderungen werden mehrfach abgedeckt. Bei SAP S/4HANA allerdings gilt nun das „Principle of One“. Für jede Anforderung gibt es im gesamten S/4-System jetzt nur noch eine Lösung. Und das heißt zugleich: weniger Komplexität.
Mit SAP S/4HANA entfällt auch die Trennung zwischen den OLTP-Funktionen (Online-Transaction-Processing bzw. Echtzeit-Transaktionsverarbeitung) und OLAP-Funktionen (Online Analytical Processing bzw. Analyse von Daten im Rahmen der analytischen Informationssysteme).
Der Vorteil für Unternehmen: Auch komplexe Analysen (z. B. für die Bestandsüberwachung in der Lagerhaltung) sind jetzt in Echtzeit möglich. Darüber hinaus sind bestimmte Anwendungen (z. B. das SAP Extended Warehouse Management) nun zudem direkt in SAP S/4HANA integriert. Bisher notwendige Schnittstellen entfallen; redundante Daten können vermieden werden. Die Systemlandschaft ist demzufolge deutlich einfacher als zuvor.
Ein wesentlicher Unterschied ist zudem, dass die bisherige Aggregierung von Daten bei Buchungen wegfällt. Aggregierung heißt, dass Daten in zusammengefasster Form dargestellt werden, also in Form von kompakten Datenpaketen. Auf diese Weise konnten Daten bisher meist effizienter verarbeitet werden.
Das Problem: Jede neue Abfrage erforderte eine neue Aggregierung, denn jedes aggregierte Datenpaket war speziell auf die eine, spezielle Abfrage zugeschnitten. Mit SAP S/4HANA geht SAP einen neuen Weg: Statt Daten in Datenpaketen zu aggregieren, werden die Daten nach bestimmten Kriterien in Einzelpaketen aufsummiert. Die Vorteile: mehr Flexibilität und Schnelligkeit bei der Analyse der Daten.